Was da so alles an und „weichen Kosten“ und "nützlichen Zuwendungen" an Wirtschaftskriminelle einkalkuliert ist, wird jetzt in Strafverfahren aufgearbeitet. Zur Finanzierung solcher Korruption lässt man sich als Teilnehmer doch gerne etwas tiefer in die Tasche greifen, nicht wahr?
Doch lest selber:
Verkaufte Sendezeit
VON HEINRICH HALBIG, 07.05.07
Ex-Sportchef des Hessischen Rundfunks soll 615.000 Euro an Sponsorengeldern in die eigene Tasche abgezweigt haben.
Wegen Untreue und Betrugs sowie Bestechlichkeit und Bestechung hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft jetzt den ehemaligen Chef der Sportredaktion des Hessischen Rundfunks (HR), Jürgen Emig, angeklagt. Der 61-jährige frühere ARD-Sportmoderator und Tour-de-France-Berichterstatter soll in insgesamt 27 angeklagten Fällen über die Agentur SportMarketing & Production GmbH (SMP) zwischen 2000 und 2004 rund 615.000 Euro von Sponsorengeldern und so genannten Beistellungen abgezweigt haben. Die Firma gehörte seiner Frau und einem wegen Betrug, Bestechung und Beihilfe zur Untreue in 25 Fällen mitangeklagten 62-jährigen Kaufmann. ...
... Emig, der die HR-Sportredaktion von 1987 bis 2004 geleitet hatte, saß wegen Verdunkelungsgefahr sechs Wochen in Untersuchungshaft. ... Sollte Emig verurteilt werden, muss er mit einer Haftstrafe rechnen.
Gegen den im März 2004 nach Bekanntwerden der massiven Vorwürfe auf eigenen Wunsch von seinen Aufgaben entbundenen und später „fristlos gefeuerten“ Sportjournalisten steht unabhängig von der strafrechtlichen Verfolgung noch eine Rückforderung des HR in Höhe von mehr als einer Million Euro im Raum...
Ob Stadtmarathon oder Triathlon, ob Leichtathletik oder Tourenwagenmeisterschaft, ob Handball oder Reiten, Emig machte die Berichterstattung und deren Länge nicht selten von Barem abhängig, dass an die zwischengeschaltete Firma seiner Frau zu zahlen war. Im Gegenzug versprach er den Verbänden ausführlichere Beiträge und den Sponsoren eine stärkere Berücksichtigung ihrer Logos im Fernsehen. Beim Radsportklassiker „Rund um den Henninger Turm“ hatte er sich zwischen 2001 und 2004 laut Anklage sogar persönlich um die Kamerastandorte gekümmert, damit die Firmen später bei der Übertragung im Fernsehen nicht zu kurz kamen. Allein aus Sponsorengeldern für diese Radrennen soll er 225.000 Euro an Provision (zehn bis 20 Prozent) gesogen haben.
...
Quelle:
Kölner Stadt-Anzeiger
http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1176113392236